Den Wirtschaftsstandort Schweiz fit halten
200 Milliarden für 15 Prozent US-Zoll: Der wachsende Protektionismus setzt die Schweiz unter Druck. Um ihren Wohlstand zu sichern, muss sie ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen.
Kaum eine Währung geniesst weltweit so viel Vertrauen wie der Schweizer Franken. Ob in Krisenzeiten, bei geopolitischen Spannungen oder Finanzmarktturbulenzen – Anleger flüchten in Gold und in den Franken. Diese Stärke ist kein Zufall: Sie gründet auf politischer Stabilität, solider Finanzpolitik und dem Vertrauen in die Institutionen. Während viele Länder mit hohen Schulden und Inflation kämpfen, dämpft der starke Franken das Preiswachstum hierzulande.
Sogar die Schweizer Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten daran gewöhnt, mit einer starken Währung zu leben. Der Druck, effizient und innovativ zu sein, zwingt Schweizer Unternehmen zu ständigem Wandel und hat die Schweiz zu einem der produktivsten Standorte der Welt gemacht. Laut dem WIPO Global Innovation Index ist die Schweiz die innovativste Volkswirtschaft der Welt.
Zunehmender globaler Protektionismus
Die im August von den USA verhängten Zölle von 39 Prozent waren jedoch ein Schock mit Signalwirkung. Mit handels- und steuerpolitischem Protektionismus versucht die US-Regierung, ausländische Unternehmen zu einer stärkeren Produktion in Übersee zu bewegen. Das trifft exportorientierte Länder wie die Schweiz im Kern, denn es gefährdet Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Steuereinnahmen. Bisher ist die Pharmaindustrie von den US-Zöllen ausgenommen – vermutlich auch deshalb, weil sie bereits zugesagt hat, ihre Produktion in den USA auszubauen.
Auch mit dem von Bundesrat Guy Parmelin angekündigten 15 Prozent Zoll-Deal bleiben die Zollsätze im Vergleich zu Jahresbeginn erhöht. Gleichzeitig besteht die Verpflichtung der Schweiz zu US-Investitionen von 200 Milliarden Dollar bis 2028. Mehrere grosse Schweizer Unternehmen wie Roche, Novartis oder ABB haben bereits Milliardeninvestitionen angekündigt. Diese sollen die US-Wirtschaft ankurbeln und gut bezahlte Arbeitsplätze im ganzen Land schaffen – Arbeitsplätze, die in der Schweiz fehlen werden.
Wirtschaftsstandort Schweiz stärken
Umso wichtiger ist es, die Schweiz als Forschungs-, Produktions- und Dienstleistungsstandort attraktiv zu halten. Wo die Wettbewerbsfähigkeit leidet, sollte sie an anderer Stelle zurückgewonnen werden. Die politische Schweiz tut sich diesbezüglich jedoch schwer: Während die USA unter Präsident Trump den Finanzsektor deregulieren, droht in der Schweiz eine neue Regulierungswelle. Während die EU Berichtspflichten zu Nachhaltigkeit und Lieferketten lockert, werden sie hierzulande ausgebaut.
Mit ihrer Stabilität, ihrem Forschungsplatz, ihren gut ausgebildeten Fachkräften und ihrer Lebensqualität hat die Schweiz weiterhin Trümpfe in der Hand. Doch das allein genügt nicht mehr. Will die Schweiz ihren Wohlstand auch in einer multipolaren Welt erhalten, muss sie Innovation, Leistung und internationale Kooperation noch stärker gewichten. Nur so kann es ihr auch künftig gelingen, aus der Stärke des Frankens Kraft zu schöpfen.





