Anlegerfehler wie die Verlustaversion erkennen und vermeiden

Immer wieder übersehen Anleger an der Börse psychologische Fallstricke. Dies hat oft finanzielle Einbussen zur Folge. Eine sorgfältige Vorgehensweise hilft entsprechende Risiken zu erkennen und zu vermeiden.

Investieren ist eine Kunst und eine Wissenschaft zugleich, die sowohl Kenntnisse des Marktes als auch ein Verständnis der eigenen Verhaltensweisen erfordert. Die sogenannte verhaltensorientierte Finanzmarkttheorie (engl. «Behavioral Finance») ist eine neuere Forschungsrichtung, welche die Psychologie des Investierens analysiert. Neben häufigen technischen Fehlern, wie mangelndem Risikomanagement und ungenügender Diversifikation, haben sich über die Jahre bestimmte Verhaltensmuster herauskristallisiert. Nachfolgend drei weitverbreitete Muster, welche regelmässig finanzielle Einbussen zur Folge haben.

Verfügbarkeitsverzerrung

Die Verfügbarkeitsverzerrung beschreibt die Tendenz, Entscheidungen auf Informationen zu basieren, die leicht verfügbar sind. Dazu gehören etwa die jüngsten Börsenentwicklungen, welche gerne in die Zukunft fortgeschrieben werden. Auch aktuelle Ereignisse oder stark verbreitete Nachrichten beeinflussen das Anlageverhalten unverhältnismässig. Um diese Verzerrung zu umgehen, ist es wichtig, Entscheidungen auf einer breit abgestützten Datenbasis zu treffen und sich nicht von Schlagzeilen mitreissen zu lassen.

Verlustaversion

Experimente der Verhaltensökonomie haben offenbart, dass der Verlust eines bestimmten Betrages deutlich mehr schmerzt als der Gewinn desselben Betrages Freude bereitet. Daher versuchen Investoren oftmals, Verluste um jeden Preis zu vermeiden. Die Verlustaversion gehört zu den grossen psychologischen Einsichten der verhaltensorientierten Finanzmarkttheorie. Die Auswirkung zeigt sich in zweierlei Hinsicht an den Aktienmärkten: Im Gewinnbereich sind Anleger risikoscheu, was dazu führt, dass eine Aktie nach einer kleinen Kurssteigerung bereits wieder verkauft wird. So werden kleine Gewinne realisiert, obwohl weiteres Wachstumspotential vorhanden wäre. Im Verlustbereich hingegen sind Anleger oft risikofreudig und halten an Verliereraktien fest. Dies in der Hoffnung, dass Kurse wieder steigen und schlussendlich kein Verlust realisiert werden muss. Verliereraktien bleiben tendenziell zu lange im Depot und Gewinneraktien werden zu früh verkauft.

Herdentrieb

Der Herdentrieb ist ein Phänomen, bei dem Anleger den Investitionsentscheidungen anderer folgen und damit die eigene ursprüngliche Strategie verlassen. Dies kann zu überhöhten Bewertungen und letztendlich zu Marktblasen, wie der Dotcom-Blase im Jahr 2000, führen. Der Herdentrieb ist vermeidbar. Wer konsequent unabhängige Recherchen durchführt und sich an den persönlichen Anlageplan hält, lässt sich nicht von der Masse leiten.

Verbesserung der Ergebnisse

Der Aufbau eines richtig diversifizierten Portfolios mit einem funktionierenden Risikomanagement ist essenziell. Eine sorgfältig erarbeitete und langfristig orientierte Anlagestrategie sollte eine möglichst objektive Entscheidungsfindung wie auch klar formulierte Einstiegs- und Ausstiegskriterien beinhalten. Mit einer disziplinierten Umsetzung kann das Portfolio vor den häufigsten, verhaltensorientierten Risiken geschützt werden. Emotionale Entscheidungen bleiben aussen vor. Eine solide Entscheidungsfindung und Geduld sind der Schlüssel zum langfristigen Erfolg an der Börse.

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